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Hier entsteht der AZ-Blätterwald

Projekt mit den Niedersächsischen Landesforsten: für jedes Digital-Abo einen Baum

Der AZ-Blätterwald befindet sich an der Landesstraße 484 zwischen Gerzen und Grünenplan. Die Fläche ist vom Parkplatz am Von-Langen-Denkmal schnell zu erreichen. Foto: Karsten Mentzendorff

Von Jan Linkersdörfer

Alfeld/Grünenplan. Gerade erst hat das niedersächsische Landwirtschaftsministerium seinen jährlichen Bericht zum Zustand unserer heimischen Wälder veröffentlicht. Und der zeichnet ein düsteres Bild: 2019 und 2020 sind so viele Bäume in unserer Region abgestorben wie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1984 nicht. „Der Bericht spiegelt die Situation hier im Leinebergland gut wider“, weiß Christine Knust vom Niedersächsischen Forstplanungsamt. „Auch hier haben sich die Baumbestände massiv labilisiert.“ Heißt im Klartext: „Besonders die Dürre und Trockenheit seit 2018 machen den Fichten bei uns stark zu schaffen.“

Weniger Wasser, weniger Harz, weniger Schutz vor dem Borkenkäfer

Aber auch Sturmschäden haben den Wäldern im Leinebergland, Ith und Hils schwer zugesetzt. Als im Februar 2020 Orkan „Sabine“ mit bis zum 175 Stundenkilometern über Niedersachsen und Deutschland hinwegfegte, bereitete er tausenden Bäumen ein vorzeitiges Lebensende. Viele Bäume, die dem Wind trotzen konnten, haben Schäden genommen, die von außen nicht sichtbar sind. Ihre Feinwurzeln unter der Erde sind durch die starken Bewegungen gerissen. Die Bäume können so das Wasser im ohnehin trockenen Boden schlechter aufnehmen, was wiederum ihre Harzproduktion mindert. Und Harz ist für die Bäume überlebenswichtig: Es schützt sie unter anderem vor Schädlingen wie dem Borkenkäfer.

Der zukünftige AZ-Blätterwald an der Landesstraße 484, gegenüber vom Von-Langen-Denkmal, war einmal Teil eines Nadelwaldes aus Fichten, Lärchen und Douglasien. Dort waren es Windwurf und der Borkenkäfer, die den Bäumen den Garaus machten – die Fläche musste gerodet werden. Und auch viele der noch umstehenden rund 80 Jahre alten Bäume sind schwer gezeichnet von Klimawandel und Schädlingsbefall. AZ-Drohnenreporter Philipp Hachtmann hat die vertrockneten Baumkronen eindrucksvoll eingefangen. Die AZ will dieses Areal nun neu bepflanzen, vor allem mit Laubbäumen wie der Buche.

Das Ziel: ein funktionaler Mischwald

„Das macht total Sinn. Buchen sind resistent und kommen mit dem Klimawandel besser klar als Nadelbäume“, sagt Forstexpertin Knust. „Wir achten bei der Wiederaufforstung stark darauf, dass die Bäume für die zukünftige Klimaentwicklung geeignet sind.“ Eine wichtige Rolle spiele jedoch auch die Biodiversität. „Das A und O ist die Vielfalt.“ Ziel sei es deswegen, einen „klimastabilen Mischwald“ anzupflanzen – auch, um den Wald als Naherholungsgebiet besonders attraktiv zu gestalten. Die Landesforsten haben die Wälder im Ith, Hils und Leinebergland genauestens untersucht und kartiert. Auch die Fläche des AZ-Blätterwalds wurde analysiert. Welches Klima herrscht auf dem Gelände? Aus welchem Material besteht der Boden? Wie sieht die „Standortwasserbilanz“ aus? Ist die Fläche eher schattig oder sonnig? Wie groß ist der zu erwartende „Trockenstress“? All diese Frage haben die Experten der Landesforsten in Modellrechnungen beantwortet und sind zu dem Schluss gekommen, dass sich Buchen besonders gut für den relativ kleinen AZ-Blätterwald eignen. „Der Standort hier am Hang ist sehr exponiert. Hinzu kommt, dass der Boden aus Hilssandstein besteht, der vergleichsweise nährstoffarm ist und in dem das Wasser schnell versickert“, weiß Knust.

Die Samen für das Projekt kommen aus einem Buchenbestand bei Ottenstein. Sie wachsen in einer Baumschule auf, bis sie groß genug sind, um im Wald eingepflanzt zu werden. Für jede Region in Deutschland sind nur ganz bestimmte Sorten zur Wiederaufforstung zugelassen. Das schreibt das „Forstvermehrungsgutgesetz“ vor. „Wir wollen so verhindern, dass beispielsweise im Leinebergland Buchen aus den Alpen angepflanzt werden“, so Knust.

Der Blätterwald wird nicht eingezäunt

Die jungen Buchen im AZ-Blätterwald sollen etwa 30 bis 40 Jahre in Ruhe wachsen können, erklärt Knust. „Dann beginnen wir mit der sogenannten Auslesedurchforstung.“ Dabei werden einzelne Bäume gefällt, um Luft und Licht für ihre Nachbarn zu schaffen. „Wir pflanzen eine große Anzahl von Bäumen je Hektar.“ So wollen die Landesforsten verhindern, dass zu viele Bäume dem Verbiss durch Wildtiere zum Opfer fallen. Denn mit etwas Schwund ist beim Aufforsten immer zu rechnen: „In der Region gibt es Schalen- und auch etwas Rotwild. Die fressen die jungen Knospen.“ Hirsch- und Rehböcke, die sich ihr Geweih an den Bäumen abstoßen, stellen ebenfalls eine Gefahr für den Baumbestand dar. Eingezäunt werden soll das Areal aber nicht: „Wir setzen eher auf die Bejagung, um einen gesunden Wildbestand herzustellen.“

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