Hildesheim - Gemeinsam einen Kaffee trinken gehen, spazieren um den Hohnsensee, oder einen Cocktail in der Bar schlürfen: Das sind wohl klassische Aktivitäten für erste Dates in Hildesheim. Ich habe aber neulich zwei Menschen beobachtet, die sich einen für mein Empfinden besondereren Ort für ihr Blind-Date ausgesucht haben, liebe Julia. Und zwar die Jo-Wiese. Die beiden sind mir ins Auge gefallen, als ich meine Bahnen zog. Erst mal standen sie ganz lange unentschlossen und mit ungewöhnlichem Abstand zueinander am Beckenrand. Dann, als sie sich endlich ins Wasser trauten, stellten sie sich klassische Erste-Date-Fragen wie „Was machst du eigentlich beruflich?“.
Nun, ich muss sagen: Ich war ein bisschen verwundert angesichts der Ortswahl. Irgendwie gibt es im Freibad doch ganz schön viele Situationen, die mit einem Fremden potenziell unangenehm werden könnten, oder? Da geht’s ja schon am Anfang los. Setzt man sich zunächst kurz verlegen auf sein jeweiliges Handtuch, um sich kennenzulernen – und bleibt erst mal komplett angezogen? Oder geht man direkt in die Vollen und zieht blank? Gut, man kauft dann nicht die Katze im Sack. Aber ein gesundes Selbstbewusstsein dürfte dabei definitiv nicht schaden. Und wenn man dann den Weg zum Schwimmbecken antritt, folgen doch direkt die nächsten möglichen Fettnäpfchen. Ist das Gegenüber hygienisch und stellt sich vor dem Sprung ins Becken artig unter die kalte Dusche? Und was, wenn der Date-Partner erst mal zehn Minuten braucht, bis er sich ins Becken traut – oder man selber ein Schisser ist und direkt die Geduld des anderen auf die Probe stellt? Puh, ich weiß ja nicht, irgendwie könnte da ganz schön vieles unangenehm werden. Wie siehst du das, liebe Julia?
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.