Hildesheim - Aaaaaaaaahhhhhhh!!!!!!!!!!! Na, Katharina, hast du mich schreien gehört? Nein? Kein Wunder, ich schreie, wenn überhaupt, ja auch nur intern. Also, in meinem Kopf. Allerdings bin ich ganz inspiriert von einem Scream Club in Chicago – der trifft sich jeden Sonntag am Lake Michigan zum gemeinsamen Brüllen.
Das soll nämlich Stress abbauen, sagt auch die Psychologie. Richtig erleichternd soll das gelegentliche Schreien sein, außerdem sollen Glückshormone freigegeben werden – und gerade als Frau könne man sich damit das Recht wiedererkämpfen, emotional sein zu dürfen. Klingt gut.
Wo brüllt es sich am besten?
Der Gründer des Clubs vergleicht das mit einem Schnellkochtopf. Wenn da der Druck zu groß wird, explodiert der irgendwann. Weil ich aber kein Schnellkochtopf sein will und schon gar keiner, der explodiert, denke ich jetzt selbst über die Gründung eines Schrei-Clubs nach. Dem ersten in Hildesheim, soweit ich weiß.
Nun ist die große Frage aber natürlich: Wo kann man in der Stadt unbehelligt schreien?! Das geht ja weder in den eigenen vier Wänden, noch im Büro. Die Leute, die um einen herum wohnen und arbeiten, würden schräg gucken. Nicht gerade entspannend. Außerdem reizt mich ja vor allem die Idee, einen See anzubrüllen. Wie in Chicago. Und Seen, na, die haben wir in Hildesheim doch auch.
Angst vor Ärger, Nackten – und Romantikern
Am Hohnsensee gibt es allerdings eh schon Ärger mit dem Lärm, da will ich mich jetzt nicht noch einmischen. Das lässt meinen Cortisol-Spiegel am Ende nur noch höher steigen (und den meiner zukünftigen Clubmitglieder).
Die Tonkuhle bietet sich da vielleicht schon eher an, allerdings habe ich Angst, dass am Ende ein Nackter zurückschreit. Erschrecken will ich mich ja nun auch nicht. Hm! Vielleicht an einem Aussichtspunkt wie der Jahnswiese? Da kann man die Natur bestimmt herrlich anbrüllen und hat noch eine tolle Sicht auf die Stadt.
Andererseits: Gerade solche Orte sind für manche Pärchen ja ein beliebter Ort für Momente zu zweit im Auto. Wenn ich die dann mitten in ihrer Romantik anbrülle, steigert das am Ende nur deren Stresslevel. Andererseits könnte ich so direkt neue Leute für meinen Club anwerben. Apropos: Bist du dabei, liebe Katharina?
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.