Vom Leben in Alfeld

Von A bis Z: Der Takt des Lebens

Alfeld - Wer an der Föhrster Grundschule vorbeigeht, hört sie noch immer: die Glocke. Ein Klang, der für Kinder Aufbruch bedeutet – und für Erwachsene Erinnerung. Aber eigentlich steckt mehr darin, meint AZ-Mitarbeiter David Paasche.

In ihrer Kolumne „Von A bis Z“ blickt die Redaktion der AZ auf die Anekdoten aus ihrem Alltag in Alfeld und dem Leinebergland. Foto: AZ

Alfeld - Es ist nur ein kurzer Schlag. Doch er trägt weit. Er markiert Pausen und Stunden, Anfang und Ende. Für die Kinder bedeutet er Freiheit – raus auf den Hof, spielen, toben. Für uns Erwachsene draußen klingt er wie ein Echo: So war das einmal.

Ich mag diesen Klang. Er ist schlicht, aber eindeutig. Zwischen hupenden Autos und vibrierenden Handys wirkt er fast archaisch. Kein Display, kein Wischen – nur ein Ton, der alle gleichzeitig erreicht. Und doch steckt darin mehr als Struktur. Vielleicht erinnert uns die Glocke daran, dass unser Leben immer von Rhythmen bestimmt ist: Kindheit, Schule, Arbeit, Ruhestand. Alles hat seine Takte, seine Glockenschläge. Für die Kinder von heute ist das selbstverständlich. Für uns, die wir sie nur noch im Vorbeigehen hören, wird sie zum Symbol für Vergänglichkeit. Denn irgendwann läutet die Glocke nicht mehr für uns – sondern für die Nächsten.

Und vielleicht ist genau das ihre Botschaft: Jeder Schlag ist weniger ein Signal als eine Einladung. Eine Einladung, den Moment bewusst wahrzunehmen – ehe er verklungen ist.

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