Alfeld - Wonach schmeckt Ihre Kindheit? Erinnerungen verbindet der Mensch ja oft mit Sinneseindrücken – mit Düften oder Musik zum Beispiel. Oder eben mit einem Geschmack. Wenn ich hier in Alfeld an meine Kindheit denke, dann schmecke ich Pizza. Die gab es nämlich, nachdem ich mit meiner Mutter in der Buchhandlung am Marktplatz war.
In den Schulferien war das unsere Routine: in Alfeld Lesefutter besorgen für die freien Tage. Das stillt zwar den Lesehunger, der Magen knurrt irgendwann aber trotzdem. Und so saßen wir mit frischer Lektüre danach mit Pizza auf dem Marktplatz und fingen unsere Bücher direkt an.
Das ist mehr als zwanzig Jahre her, kommt mir manchmal aber vor wie gestern. Vor allem, wenn ich in Alfeld bin. Meine Mutter und ich waren früher oft hier, so häufig, dass ich mich der Stadt bis heute verbunden fühle. Ihren Namen spreche ich trotzdem falsch aus, dehne das A am Anfang zu sehr. Sogar Wikipedia weist auf diesen verbreiteten Fehler hin und erklärt, dass „Allfeld“ die korrekte Aussprache wäre. Eine richtige Alfelderin wird also wohl nicht mehr aus mir.
Die computergenerierten Stimmen in Bus und Bahn kündigen den nächsten Halt aber auch immer mit „Aaalfeld“ an. Hören werde ich sie erstmal nicht mehr: Für mich geht es zurück nach Hildesheim. Auch dort gibt es einen Marktplatz, über den ich fast in jeder Mittagspause schlendere. Eins wird dann aber fehlen: der Geschmack von Pizza auf der Zunge.
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