Hildesheim - Kennen Sie Pawel Nowak, liebe Leserinnen und Leser? Wenn Sie diese Zeilen am Dienstagmorgen lesen, und wenn für den guten Herrn Nowak alles glattgelaufen ist, dann müsste er sich mit seinem Rennrad gerade Rom nähern, gerade mal 72 Stunden, nachdem er am Samstag in Hildesheim gestartet ist. Meine Kollegen haben ihn getroffen und über ihn und seinen tollen Einsatz fürs Kinderhospiz Löwenherz berichtet – und wenn zwei Journalisten nach einem Termin in die Redaktion kommen und unisono sagen, sie hätten einen „irre coolen Typen“ kennengelernt, dann ist das schon ein dickes Kompliment für den katholischen Pastor aus dem Bistum Hildesheim. Abgesehen von dem guten Zweck und der sportlichen Leistung fasziniert mich an der Aktion aber vor allem etwas anderes: Der Mann will auf der gesamten Strecke quasi komplett auf Schlaf verzichten! Kein Nickerchen. Nur Fahrradfahren.
Da kann die Hildesheimer Couchkartoffel nur staunen
Ich muss zugeben, da hört’s bei mir auf. Ich schaffe es ja nicht mal, abends vor dem Fernseher wach zu bleiben, egal was gerade zu sehen ist. Ich glaube, meine Familie merkt das nur in den seltensten Fällen, weil ich eine aufgefeilte Technik entwickelt habe, um Wachsein zu simulieren. Im Halbschlaf und bei minimalen Wechseln der Liegeposition murmele ich Sachen wie „Mmmmh!“, „Donnerwetter!“ oder „Na, so was!?“, und prompt denken alle, der Alte guckt aufmerksam zu. Diese Technik lässt sich auch bei langweiligen Videokonferenzen anwenden, aber das würde hier zu weit führen. Schlagen wir lieber wieder den Bogen zum Geistlichen auf dem Weg zum Papst – der Mann kann ja nicht nur so tun, als würde er radeln. Nicht mal bergab, und schon gar nicht in Italien, er MUSS wach blieben. Ich vermute, dass den guten Pastor Nowak die Herausforderung und seine großen Ziele wachhalten. Beneidenswert. Manchmal kommt man sich als Couchkartoffel ziemlich klein vor.