Hildesheim - Weihnachten vor ein paar Jahren: Mein Vater hat die alten Dias und den Projektor aus dem Keller gekramt. Der war verstaubt, die Bilder, die wir uns anschauten, hat jahrelang, nee, jahrzehntelang niemand gesehen. Schön war das, Katharina. Wirklich. Man schaut sich Fotos heutzutage ja gar nicht mehr gemeinschaftlich an.
Stattdessen postet man Schnappschüsse auf Instagram oder Whatsapp, schickt dem ein oder anderen ein Bild. Aber zusammensitzen, über das reden, was man sieht? Selbst das Fotobuch wird auf Feiern kaum mehr herumgereicht. Schade eigentlich. Da geht doch was verloren. Fotos macht man ja trotzdem.
Lass mal Fotos gucken – aber bring Zeit mit
Also sage ich letztens zu meinem Freund: Lass mal Fotos vom letzten großen Urlaub angucken. Nicht über den Projektor, sondern nur aufm Handybildschirm. Aber: Schön war’s trotzdem.
Wir sind Erinnerungen durchgegangen, uns sind Begegnungen und Situationen wieder eingefallen, die selbst im Kopf längst verstaubt waren. „Merkst du eigentlich, dass du sehr oft dieselben Motive fotografierst?“, fragte er irgendwann berechtigterweise, als der Abend schon vorbei war, wir aber erst beim Ende von Urlaubswoche eins angelangt waren. Er hat ja recht. In Zeiten von Dias und analoger Fotografie hat man anders fotografiert. Mit dem Handy knipst man ja gern mal das gleiche Motiv 500 Mal, aus Angst, es nicht richtig erwischt zu haben. Konnte man früher gar nicht; da war der Film dann voll. Da hat man einfach drauf gehofft, dass es schon geklappt hat. Die Bilder aus der zweiten Urlaubswoche gucken wir uns also wann anders an. Und ich nehme mir zwei Sachen fest vor: Weniger Fotos machen, und mehr Fotos gemeinsam angucken.
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.