Hildesheim - Lassen Sie uns über Tics sprechen, über diese kleinen, zwanghaften Handlungen, die wir doch alle irgendwie haben, oder? Ich besuchte jüngst einen Gottesdienst. Und die Frau hinter mir kommentierte jeden Satz, der vorn gesprochen wurde, mit „Das ist so!“ oder „Ja, richtig!“ oder „Ach, was!“ oder „Ne, find’ ich nicht!“. Dazu machte sie ununterbrochen zustimmende Geräusche. Ich bin überzeugt davon, dass sie nicht anders konnte. Deshalb hoffe ich, dass sie keine genervten Blicke getroffen haben.
Kinder, die kippeln
Diese müssen ja vor allem auch Kinder oft ertragen, wenn sie sich zu oft räuspern, mit dem Stuhl kippeln, an ihrer Lippe herumfummeln oder an der Kleidung zupfen. Kinder entwickeln gerne mal über Nacht eine neue, unkontrollierbare Bewegung oder einen Laut, manchmal für länger, manchmal nur kurz. Wer sich davon gestört fühlt, sollte daran denken, dass diese Tics oft unter Spannung auftreten und (nach außen) keinem bestimmten Zweck dienen. Ein Kind also, das eine Geste oder ein Geräusch ständig wiederholt, möchte damit niemanden stören. Experten betonen sogar, dass es für Kinder fast unmöglich ist, einen Tic zu unterdrücken.
Es gibt eine gute Nachricht
Die gute Nachricht ist allerdings: Die meisten zwanghaften Handlungen bei Kindern sind nur vorübergehend. Im Erwachsenenalter kann das schon schwieriger sein, da werden manche chronisch. Als ich der Frau in der Kirche zwangsläufig zuhörte, war ich auch ganz kurz genervt, ich gebe es zu. Aber ich schob den Gedanken weg und dachte einmal mehr daran, dass Tics vor allem eines brauchen: das Verständnis der anderen. Und wie sagte mir schon als Kind mal jemand mit großer Überzeugung? Jeder Mensch hat das Recht auf eine vernünftige Macke.