Hildesheim - Wieso merken viele Männer oft erst dann, was sie an einer Frau hatten, wenn es zu spät ist, liebe Julia? Mir fallen da so einige Beispiele ein – irgendwann stehen sie ja doch alle wieder auf der Matte. Meistens genau dann, wenn man gerade denkt: ENDLICH bin ich drüber weg. Naja. Ich komme jedenfalls durch einen Insta-Post drauf. Da schrieb eine Frau, dass es doch bemerkenswert sei, dass Trennungslieder von Männern immer davon handeln, wie sehr sie ihre Ex vermissen. Und Songs von Frauen davon, wie viel besser es ihnen ohne den Typen ergeht. Ich ging der These mal auf den Grund und wühlte im Herzschmerz-Song-Repertoire in meinem Kopf. Dauerte nicht lange, bis ich die ersten Belege fand.
Meine unangefochtene Nummer 1: Elvis Presley, der es in „Always on my mind“ schon 1972 bereute, seine Herzensdame nicht gut genug behandelt zu haben. Oder denk mal an Take That und ihren Banger „Back for Good“. Auch wenn deren Reue, wenn du mich fragst, nicht wirklich glaubwürdig erscheint. „Whatever I said, whatever I did, I didn’t mean it, I just want you back for good“ ist doch echt platt. Mein Lieblings-Künstler Montez stand wohl ebenfalls mal auf dem Schlauch: „Ich hätt‘ wahrscheinlich besser zuhör’n sollen, und die Signale hab ich viel zu lang nicht ernst genommen“ und so weiter.
„I can love me better“
Auch für den weiblichen Part der Theorie gibt es jede Menge Nachweise. Ganz stark ist in der Hinsicht natürlich Miley Cyrus‘ Song „Flowers“. Geht mehr Nimm-das-Attitüde als mit der Zeile „I can love me better“? Gut gefallen mir zum Beispiel auch Gloria Gaynors „I will survive“, Destiny’s Childs’ „Survivor“ oder „Shoutout to my ex“ von Little Mix,... Die Liste der Sängerinnen, die froh sind, ihren Verflossenen los zu sein, ist lang.
Aber da ich eine gewissenhafte Journalistin bin, muss ich zugeben, dass ich auch Lieder gefunden habe, die die These widerlegen. Looking at you, Justin Timberlake und Sinéad O’Connor… Wäre ja aber auch ernüchternd, wenn Frauen immer nur negativ auf ihre Exfreunde schauen würden, oder? Darauf erst mal ein Trennungslied, das eine positive und hoffnungsvolle Stimmung verbreitet: „Nein, sorg dich nicht um mich – du weißt, ich liebe das Leben. Und weine ich manchmal noch um dich – das geht vorüber, sicherlich…“
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.
